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2015 Malmö (& Kopenhagen)
Die erste große Fahrt mit dem Sprint ging für ein langes Wochenende nach Malmö um auf den Spuren von „Saga Norén“, der Filmfigur aus „The Bridge“ (die originale TV-Serie von 2011) zu wandeln.
Bei unseren Wanderungen durch die Stadt fanden wir eine kleine Weinbar. In der gab es Kleinigkeiten zu essen, dazu Weine aus aller Weld, bei denen das Glas so viel kostete wie bei uns eine ganze Flasche.
Sehenswert ist der Turning Torso im Stadtteil Västra Hamnen. Ein vom spanischen Architekten Santiago Calatrava erbautes Hochhaus.
Für einen Tag fuhren wir mit der Öresundstag nach Kopenhagen. Die Begeisterung Vieler für diese Stadt konnten wir nicht teilen. Nothing to write home about. Als wir eine der Brücken zur Altstadt überquerten und in Wasser schauten, dachten wir im ersten Moment, da wurde eine Müllkippe geflutet.
An dieser Stelle bei Nacht hat die großartigste Figur einer TV-Kommissarin ihren ersten Auftritt
2016 Grimaud
Im Frühjahr 2016 beschlossen wir das Büro für einige Wochen von Lüneburg nach Grimaud in Südfrankreich zu verlegen. Der Sprint wurde mit der kompletten Büroausstattung (Computer, Server, Drucker, sans Tische und Stühle) beladen und wir fuhren zu unseren ersten Stop: das Cité de l’Automobile in Mulhouse, ein Museum das aus der Schlumpf Collection hervorgegangen ist.
Durch die Schweiz ging es dann nach Mailand und weiter nach in die Gegend von Asti, wo wir ein Hotel aus unseren Reisen nach Cannes in den 80er/90er kannten. Von dort fuhren wir nach Grimaud. Auf dem Rückweg machten wir wieder einen Stop in Mailand und besuchten bei dieser Gelegenheit das vor einigen Jahren wiedereröffnete Alfa Romeo Museum.
Von dort ging es wieder durch die Schweiz in Richtung Deutschland. Waren wir auf dem Hinweg durch den Gotthard-Strassentunnel (Galleria stradale del San Gottardo, mit fast 17 Kilometer der längste Tunnel in den Alpen) gefahren, beschlossen wir für den Rückweg den Weg über den Gotthard-Pass (2100 Meter) zu nehmen. Unser Sprint, vollbeladen mit der Büroausrüstung plus der zusätzlich erworbenen Weinkisten, fuhr problemlos die Bergstrasse hinauf, vorbei an all den neumodischen Fahrzeugen, die mit rauchendem Kühler und anderen Defekten am Strassenrand parkten. Als wir auf der anderen Seite des Passes eine kleine Pause an einer Raststätte machten könnte ich schwören, er hat gegrinst.
2017 Antwerpen & Brügge
Diese Reise machten wir mit dem Y. Auf dem Weg machten wir Station in Antwerpen, wo wir - nach unserer Ansicht - den schönsten Bahnhof Europas bewunderten. Der Rest der Stadt ist auch ganz nett. Heute dürften wir mit dem Auto nicht mehr dort hin.
Ziel war Brügge und dort das Hotel aus dem Film "Brügge sehen … und sterben?" (Originaltitel: In Bruges, ein tragikkomisches Filmdrama aus dem Jahr 2008).
Hat man den Film gesehen, hat man Brügge gesehen. Wir hatten das Vergnügen eines sonnigen Pfingstwochendende und fanden uns zwischen Heerscharen von Touristen wieder.
Ziel war Brügge und dort das Hotel aus dem Film "Brügge sehen … und sterben?" (Originaltitel: In Bruges, ein tragikkomisches Filmdrama aus dem Jahr 2008).
Hat man den Film gesehen, hat man Brügge gesehen. Wir hatten das Vergnügen eines sonnigen Pfingstwochendende und fanden uns zwischen Heerscharen von Touristen wieder.
2018 Spettacolo Sportivo in Zandvoort
Eine vom SCARB (Stichting Club van Alfa Romeo Bezitters) ausgerichtete Veranstaltung.
Informationen dazu unter diesem Link
Es war ein regnerisches Wochenende, aber mehr Alfa Romeo geht nicht. Es trafen sich mehrere Hundert Fahrzeuge im Infield der Rennstrecke und waren dort nach Baureihen aufgereiht.
Trotz der Menge an Fahrzeugen war unser Sprint der einzige aus der Serie 1
2022 Tour de France
Da ich noch ein paar versprochene Bücher übergeben wollte, war unser erster Rast in den Niederlande.
Von dort ging es ins Burgund nach Vézelay, der Ort an dem Richard Löwenherz seinen ersten Kreuzzug startete und der Anfang des Jakobsweg. Wir nächtigten im Hôtel Les Glycines unweit des Dorplatzes. Nach einem Spaziergang und dem Besuch der Kathedrale gab es ein sonniges Abendessen im Restaurant SY.
Am nächsten Tag bogen wir auf dem Weg nach Süden, auf Wunsch einer einzelnen Dame, hinter Lyon links ab nach Grenoble, um über die Route Napoléon nach Mougins zu fahren, wo wir einige Tage im Haus eines Freundes verbrachten.
Auf der Fahrt ins Périgord machten wir Halt in Maussane um im Le Bistrot du Paradou mit alten Bekannten ein wunderbares Abendessen zu geniessen.
Die gut 4000 Kilometer mit dem Sprint waren ein reines Vergnügen. Weshalb wir beschlossen erneut eine derartige automobile Reise zu machen. Da der Sprint dieses Jahr 45 wird, wird diese Reise durch sein Heimatland gehen. Vom Norden des Landes bis ganz in den Süden und wieder zurück, mit einem besonderen Stop an der Pforte seiner Entstehung in Pomigliano d’Arco.
Im Matra-Museum: Ein 1968 von Sonia Delaunay gestalteter M530.
Zu dieser Zeit wusste man in Milbertshofen noch nicht mal wie man das Wort „Art Car“ schreibt.
Danach ging es nach Le Bugue, der Kulisse für die Romanserie „Bruno, Chef de Police“ von Martin Walker.
Weiter auf dem Weg nach Norden machten wir Station in Romorantin-Lanthenay um das Matra-Museum zu besuchen.
Nach einer Übernachtung in einem zauberhaften kleinen Hotel, L'atelier Des Magnolias nördlich von Paris ging es dann wieder nach Hause.
2023 Giro d’Italia
Nach einem kräftigen Winterschlaf wurde der Sprint für eine Fahrt zu unserer Werkstatt geweckt, um dort den üblichen Frühjahrscheck und eine letzte Durchsicht (Motto: Perfect Preparation Produces Pure Performance) vor unserer langen Reise machen zu lassen.
Am 1.April, als alle anderen mit Aprilscherzen beschäftigt waren, haben wir die Koffer gepackt. Tags darauf ging es auf die Strasse in Richtung Süden.
Da die Chance am Osterwochenende in Italien offene Türen und arbeitende Menschen zu erleben nach unseren bisherigen Erfahrungen eher gering ist, war unser erstes Ziel Mougins an der Côte d’Azur, um einen Freund zu besuchen und mit ihm die Feiertage zu verbringen.
Wir verliessen Lüneburg morgens um neun Uhr bei einer Temperatur die noch unterhalb dieser Uhrzeit lag. Kein Spaß mit einem Auto, bei dem der Hersteller etwas verbaut hatte, das im Prospekt als „Heizung“ bezeichnet wurde aber in der Realität eher ein schlechter Witz ist. Auf der Fahrt Richtung Süden - durch die Eifel und Luxembourg - kam zur Kälte noch ein Dauerregen. Diese feuchte Kälte führte kurz vor Dyon zu einem kurzfristigen Leistungsverlust auf Grund von Vergaservereisung - ein bekanntes Problem der Suds mit Einzelvergaser.
Am nächsten Tag, südlich von Avignon riss die Wolkendecke auf und die Sonne zeigte sich zum ersten Mal.
Bei angenehmen 19°C erreichten wir Mougins, wo uns ein freundliches Mahl erwartete.
Nach den Osterfeiertagen ging es nach Turin, dem Start unseres Giro d’Italia.
Kein Grund neidisch zu werden…
Turin wollte ich immer schon mal besuchen. Mein letzter Anlauf diese Stadt zu sehen geht auf das Jahr 1997 zurück. Da schaffte ich es aber nur bis Moncalieri für ein Interview mit Giorgio Giugiaro. Wir beide wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich später einen der ersten Entwürfe unter seinem eigenem Namen besitzen werde.
„Fremder, kommst Du nach Turin mit eigenem Auto, und dein Hotel verspricht dir einen Parkplatz - eine Lüge.“ Es gibt kaum ein Hotel mit Parkplatzangebot. Es gibt öffentliche Untergrundparkhäuser, die Stellplätze anbieten in einer Größe, daß man sich mit einem Alfasud Sprint (wahrlich kein großes Auto) entscheiden muss zwischen Parken und Aussteigen. Beides gleichzeitig ist schwierig.
Turin ist eine große Ansammlung an historischen Steinen. Kleine und große Kirchen, kleine und große Paläste. Man kann stundenlang unter Arkaden, vorbei an den Schaufenstern aller bekannten aber auch unbekannten Marken, von einem Café zum nächsten schlendern.
Das Straßenbild entspricht dem einer üblichen europäischen Großstadt: BUV, CUV, SUV.
Man kann sehen, dass der Lancia Y in Italien ein großer Verkaufsrenner ist und die Zahl weiterer italienischer Marken ist gefühlt etwas höher als in anderen Länder.
Es gibt vereinzelt auch noch alte Fahrzeuge im Strassenbild zu sehen. Meist sind es Fiat Pandas.
Die 4x4 Version hat meist länger überlebt als sein einfacher Bruder
Wie es sich für zivilisierte Reisende gehört, haben wir uns selbstverständlich die entsprechende Dosis an sorgfältig aufgeschichteter alter Steine gegeben.
Neben den geschichtlich relevanten Orten im Stadtzentrum stand auch ein Besuch von Lingotto (das historische Werk von FIAT, das vor genau 100 Jahren im gleichnamigen Stadtteil in Betrieb ging) auf dem Programm. Es ist ein beeindruckendes architektonisches Zeugnis des einstmaligen Agnelli-Konzerns. Es ist allerdings auch ein Zeichen wie sehr sich die Zeiten geändert haben. Wo einst die Produktion des automobilen Wohlstands war, ist heute ein Fress-Tempel und Shopping Mall, austauschbar mit allen anderen auf dieser Welt.
Neben brandneuen Bussen und Strassenbahnen sind immer noch einige aus früheren Zeiten in Betrieb. Nachhaltigkeit im täglichen Einsatz
Ebenfalls auf der Liste war das Museo Nazionale dell’Automobile. Wir dachten es ist das italienische Äquivalent zum französischen Cité de l’Automobile in Mulhouse (letzteres ist absolut ein Besuch wert) - weit gefehlt.
Das Museum ist, wie in seiner Eigenbeschreibung, „ein Museum für Alle“.
Viele der Fahrzeuge sind in nett gemachten Dioramen eingebettet, aber die ausgestellten Fahrzeuge sind, bis auf ein paar Ausnahmen, eher beliebig. Der starke Anteil an Fahrzeugen von Fiat ist verständlich und soll hier keinesfalls als Kritik verstanden werden.
Sicherlich ist es der Tatsache geschuldet, daß ich im Laufe meines Lebens schon viel geformtes Stahlblech gesehen habe, somit waren kaum neue, exotische und nie-zuvor-gesehe Exponate dabei.
Beim Verlassen des Gebäudes meinte die beste-Ehefrau-von-Allen „Das Matra-Museum war interessanter“.
Halt, eine Perle war dabei:
Ein x1/9 sieht auf Fotos immer größer aus als in Wirklichkeit
Von Turin fuhren wir in die Toskana. Als Basis für weitere Ausflüge wohnten wir für ein paar Tage in Bibbona in einem kleinen ehemaligen Palazzo, den wir über die Webseite agriturismo.it gefunden hatten.
Von unserem Zimmer konnte man das Meer sehen und blickte über die weiten Olivenhaine des Anwesen.
An einem Sonntag - kein guter Zeitpunkt - besuchten wir Pisa (für mich der zweite Besuch, für meine Frau der erste und für uns beide der letzte).
Auf dem Rückweg machten wir kurz Station in Forte dei Marmi, ein Ort wo sich die Reichen und Schönen treffen und den wir vor 20 Jahren schon mal mit unserem Spider besucht hatten. Da wir zwischen all den Spielzeugen der Rich Kids keinen Parkplatz fanden verloren wir die Lust auf einen Drink und fuhren zurück in unser beschauliches Örtchen Bibbona.
Am schiefen Turm...
Am nächsten Tag planten wir den Besuch eines Ortes, an dem wir vor circa 30 Jahren einmal waren: das Weingut Badia a Coltibuono im Herzen des Chianti-Gebiets.
Leider war das Restaurant wegen Mitarbeiterschulung geschlossen. Eine freundliche Mitarbeiterin bot uns einen Kaffee an, als sie mit Blick auf unser Nummernschild realisierte welch weiten Weg wir unternommen hatten. Noch während wir den angebotenen Kaffee tranken, kam ein weiterer Mitarbeiter - offensichtlich ihr Chef - der uns einlud ein kleines Mittagessen im Haupthaus einzunehmen. Sie hätten vier Hotelgäste für die gerade aufgetischt wird und die Küche wäre in der Lage zwei weitere Esser zu bedienen.
Es wurde ein großartiges Lunch in netter Gesellschaft zweier junger Pärchen aus Rumänien auf ihrer Reise durch Italien.
Anschliessend fuhren wir nach Siena auf einen Kaffee und Gebäck ins Café Nannini (in Besitz der Familie der berühmten Sängerin und ihrem Bruder der ehemalige Rennfahrer), das sich seit meinem ersten Besuch 1987 nicht verändert hat.
Der dritte Tag stand im Zeichen Napoleon Bonaparte. Da wir im letzten Jahr während unserer Tour de France mit dem Sprint die „Route Napoleon“ in umgekehrter Richtung von Grenoble nach Cannes fuhren, besuchten wir die Villa Napoleons auf der Insel Elba, der Ort seiner ersten Verbannung und Ausgangspunkt zu seinen letzten 100 Tagen.
Wir ließen das Auto im Hafen von Piombino stehen und fuhren mit einer der gut gewarteten Fähren auf die Insel.
„Vertrauen Sie uns. Unsere Schiffe sind professionell gewartet.“
Auf der Rückfahrt von Piombino entdeckten wir eine fünf Kilometer lange Allee.
Von der Toskana ging es weiter Richtung Süden nach Gaeta.
Auf der SS1 Aurelia vor Rom machte es einen Schlag. Uns traf ein von einem LKW aufgewirbelter Stein. Glücklicherweise traf er die Vorderkante der Motorhaube und nicht die Windschutzscheibe.
Es hätte schlimmer kommen können
In Gaeta angekommen entpuppte sich das Scissure SeaSuite als ein modernes Haus ausserhalb vom Stadtzentrum hinter einem modisch angerostetem Stahltor. Es war niemand vor Ort. Nach mehreren Telefonaten kam jemand und öffnete das Tor. Was wir vorfanden entschädigte uns für das Warten. Das Haus hatte einige wenige, gut ausgestattete, Zimmer, Pool und Parkplatz. Die Lage war ruhig, der Blick von der Terrasse sensationell.
Am nächsten Tag machten wir einen kurzen Besuch im malerischen Städtchen Sperlonga.
Danach fuhren wir zum Palast von Caserta, eines der grössten Schlösser Europas. Dieser barocke Palast wurde als Residenz der Bourbonen während deren Herrschaft über die Königreiche Neapel und Sizilien errichtet. In der Grösse und Pracht dem Schloss von Versailles vergleichbar. Eine unglaubliche Menge an verbautem Stein und Marmor. Tausende Fenster und dahinter Pracht und Prunk. Im dahinter liegenden Park kann man ein Pferd totreiten.
Das nennen ich einen Swimmingpool
Allerdings zeigte sich auch hier das italienische Dilemma.
Der Zustand des Landes in einem Bild
Danach war Pomigliano d’Arco unser Ziel.
Pomigliano muss man sich als x-beliebiges runtergekommenes Bahnhofsviertel irgendeiner Stadt in xxxxxL vorstellen - nur mit etwas besserem Wetter.
Keine Stadt die man aus touristischen Gründen auf eine Liste setzen muss. Auch der Sprint fand seine Unterkunft nicht berauschend.
Aber wir hatten eine Mission: Nach 45 Jahren den Alfasud Sprint zurück an seinen Geburtsort bringen.
Nach dem Frühstück im Hotel suchten wir das Tor zum Stellantis-Werk. Eine Beschilderung war nicht vorhanden, so starteten wir die Navigation auf dem Mobiltelefon. Diese führte uns erst in eine Sackgasse. Vermutlich ein Mitarbeiterparkplatz sowie verschlossene Tore, wo früher eine Zufahrt zum Werk war.
Letztendlich fanden wir über Strassen - deren Ränder eine einzige Müllkippe war - und einigen verschämt angebrachten Hinweisschildern eine achtspurige Zufahrt zum - wie wir vermuteten - Haupttor.
Weit vor dem eigentlichen „Tor“ waren Schranken, ein Gebäude für die Security und dahinter Parkplätze. Für wen, konnten wir nicht herausfinden, denn dafür fehlte die Zeit.
Denn kaum hielten wir vor der Schranke, kam der Torwärter aus seinem Haus. Meine Frau stieg aus und erklärte unser Anliegen: Ein Foto mit dem Sprint vor dem Werkstor.
Seine Reaktion: „No, no Foto!“, dies unterstreichend mit der entsprechenden Handbewegung.
Des weiteren winkte er mit seinen Armen, um uns zu deuten, wir sollen auf die Gegenfahrbahn wenden und von der Zufahrt verschwinden.
Noch während der Wächter mit meiner Frau gestikulierte, sprang ich aus dem Auto und machte ein schnelles Foto. „No Foto! This is Private Place“ schrie er mich an.
Ich stieg wieder ein, startete den Motor, meine Frau stieg zu, und wir verließen diesen „gastlichen“ Ort bevor die Kavallerie anrückte.
Mission erfüllt, mehr oder weniger....
Für den Fall, dass also jemand in nächster Zeit irgend welches PR-Zeug von Stellantis bezüglich Heritage & so lesen sollte. Für uns sind sie die Bits und Bytes nicht wert, die damit verschwendet werden.
Übrigens, auf den Zu- und Abfahrten vom Werk sah es so aus…und da haben wir vor lauter Entsetzen das Fotografieren vergessen und noch nicht mal die schlimmsten Ecken erwischt:
„This is reality, I’m sorry dear, to be the spoilsports personality for another year“
Danach ging es Richtung Sorrent um über Positano bis nach Salerno auf der Amalfitana zu fahren.
Fehler Nr 1 war, sie gefahren zu sein.
Fehler Nr 2 war, sie mit dem Auto gefahren zu sein.
Im Vergleich zur Amalfitana ist die Route Napoleon zwischen Cannes und Grenoble eine gut ausgebaute Autobahn zum cruisen - und da hätte die Frau fast ins Auto gekotzt.
Im Schneckentempo (10-20 km/h) fährt man dicken Bussen, LKW, Touristen (allesamt mit definitiv zu grossen Autos für die engen Straßen, und je größer das Auto um so weniger Erfahrung was das befahren von gebirgigen engen Strassen anbelangt) sowie Kohorten von Kampfradlern auf ihren Rennrädern hinterher.
Falls sich das jemand aus sportlichen Gründen antun möchte, rate ich, das Auto an einem Ende abzustellen und sich einen Roller zu mieten - allerdings ist dies auch nicht der Spass nach dem es sich anzuhören scheint.
Ein kurzer Moment mit viel Platz und wenig Verkehr
In Salerno angekommen war das gebuchte „Hotel“ kein Hotel. Es gab ein paar Zimmer in einem alten, durchaus schönen Mehrparteienhaus - und obwohl extra danach ausgewählt, hatte das „Hotel“ keinen eigenen Parkplatz. Durch eine glückliche Fügung wurde in einer Parallelstrasse vor dem Haus gerade ein Parkplatz am Strassenrand frei. Schnell eingeparkt, 7 Euros in die Parkuhr versenkt und wir konnten bis kurz nach acht Uhr am nächsten Morgen dort parken. Der große Vorteil war, daß wir zu Fuß ins Zentrum laufen konnten.
Da ich eh um 0800 h hätte aufstehen und Parkgebühren nachlegen müssen, beschlossen wir, Salerno früh morgens zu verlassen und unsere Reise Richtung Bari fortzusetzen.
Unser nächstes Ziel war ein Hotel nahe einem Dorf an der Adriaküste nördlich von Bari. Ein Hotel das man sich unbedingt nicht merken sollte. (Zitat der Frau: „Alles scheint gediegen, bis man an der Rezeption vorbei ist.“) Obwohl die Saison noch nicht begonnen hatte war es gut besucht, da ein italienischer Feiertag anstand und die italienischen Familien dieses lange Wochenende zu gemeinsamen Ausflügen nutzten.
Bei einem Sundowner stellten wir fest, daß sowohl im Restaurant als auch im hoteleigenen Konferenzraum zwei unterschiedliche Geburtstagsfeste vorbereitet wurden.
Wann die 50er-Feier zu Ende war haben wir nicht mitbekommen. Die recht lautstarke Feier zum 18ten im Konferenzraum ging bis halb Vier am Morgen, was weniger schlimm gewesen wäre, hätten der Architekt und der Bauherr beim Bau nicht vollständig auf Dämmung verzichtet.
Nach einer schlaflosen Nacht wurde uns von der Rezeption versichert, daß kein weiterer geräuschvoller Event anstehen würde.
Am Sonntag machten wir eine Ausfahrt ins Landesinnere mit Ziel Alberobello, ein Dorf mit einem Viertel in dem noch eine große Anzahl an Trulli stehen.
Es war Sonntag, die Sonne schien und wir waren auf dem Weg ins Zentrum eines Touristenauflaufs. (Offensichtlich hatten wir aus unserem Besuch in Pisa und Forte dei Marmi nichts gelernt.) Wir ergatterten einen der letzten Parkplätze unweit dieser Touristenattraktion und machten uns auf ins Getümmel. Wir genossen ein kühles Bier einer lokalen Kleinbrauerei in einer Stehkneipe im Zentrum dieses Trulli-Viertels, dann machten uns auf den Weg zurück zum Hotel.
Im Hotel angekommen lief das Programm „Disco, Teil 2“.
Merke: So sehr die Italiener feierfreudig und lautstark das Wochenende verbringen, so skrupellos können ihre Hoteliers dem Gast ins Gesicht lügen.
In dieser Nacht lernten wir auch, wie oft, wie laut und wie bis spät in die Nacht hinein man Hoteltüren öffnen und zuschlagen kann.
Am Montag dann eine Fahrt nach Bari. Uns war klar, die Stadt ist zu groß für einen Tag oder ein Tag zu kurz für diese Stadt.
Wir stromerten durch einige Ecken der Stadt, die der Autor Gianrico Carofiglio in seinen Romanen beschreibt. Nach einem Mittagessen in einem einfachen Restaurant Nähe der Altstadt verließen wir Bari auf der Promenade in Richtung Süden vorbei an den Kiesstränden.
Die folgende Nacht war geprägt von einer defekten Klimaanlage im Zimmer. Wir fühlten uns mitten in den Erzählungen „Gespräche mit dem Bosch“, es war eine Kakophonie aus gluckernden Wasserhähnen untermalt mit auf- und abschwellendem Rauschen. Der einsame Nachtportier bot uns ein Ausweichzimmer, dies allerdings mit der gleichen Geräuschkulisse. Wir verzichteten und begruben uns unter den vorhandenen Kissen.
Da die Badesaison noch nicht begonnen hatte war der Zugang zum Strand noch verrammelt.
Ein Spaziergang wäre nur über die Landstrasse ohne Gehweg möglich gewesen. Somit verbrachten wir den Tag mit Lesen und Ausruhen. Am nächsten Morgen verließen wir diesen „Ort unserer Fehlentscheidung“ um unsere Heimreise in den Norden anzutreten.
Doppelt hält besser
Für eine Eine-Nacht-Zwischenstation steuerten wir das nächste Ziel an: Das Hotel Carducci76 in Cattolica - ein Hotel in dem wir vor ca 15 Jahren bereits einmal ein Wochenende verbrachten.
Wir kamen am Tag der Wiedereröffnung an und waren für diese Saison die ersten Gäste. Es war wie ein Nachhause kommen. Das Carducci76 ist eine Oase.
Am nächsten Tag wechselten wir von der No.76 zur No.77 im Café Pedrocchi in Padua - eines der ältesten und bedeutendsten Cafés Europas - sagt man.
Aber gehen sie nur auf die Toilette wenn sie 70er-Jahre-Musikfestivals erpobt sind. Mir ging es wie in Apocalypse Now: "Ich habe das Grauen gesehen".
Being there...
Weiter auf unserer Reise nächtigten wir im Cappuccini Resort,einem ehemaligen Kloster zwischen Brescia und Bergamo. Wir bekamen eine Mönchszelle benannt nach dem Heiligen Christophorus und der Sprint bekam einen privilegierten Parkplatz.
Zwei später ankommende Neuzeit-Ferrari mussten sich mit weiter entfernten Plätzen begnügen
Am nächsten Morgen fuhren wir über Como durch die Schweiz in Richtung südliches Rheintal. Nach einem nächtlichen Zwischenstopp im Markgräflerland
nördlich der Schweizer Grenze steuerten wir Frankfurt (am Main) an, um dort in der Nähe Freunde zu besuchen. Sonntags ging es dann in Richtung Lüneburg über verstopfte deutsche Autobahnen auf denen sich die Sonntagsfahrer bekriegten.
Nach vier Wochen waren wir wieder zuhause angekommen.
Die Reise war zu Ende, der Urlaub konnte wieder beginnen.
Während dieser Tour nahm kaum jemand Notiz von unserem Alfasud Sprint. Das Fahrzeug ist im Land seiner Herstellung völlig unbekannt geworden.
Auf den Strassen blieben manche überholende Fahrzeuge auf gleicher Höhe, um dem Beifahrer die Möglichkeit zu geben, zu erkennen, um welches Fahrzeug es sich handelt.
Auf den Parkplätzen liefen viele erst um das Auto herum, um dann an der Front durch das Scudetto festzustellen, „das muss etwas von Alfa Romeo sein“.
Unsere Tour war 6406 Kilometer lang. Dabei verbrauchten wir 6 Flaschen Weisswein, 13 Flaschen Rosé, 34 Gläser Rotwein, 18 Pastis, 28 Bier, 19 AperolSpritz, 27 GinTonic, 1 Liter Öl und 478,62 Liter Benzin (letzteres macht einen Durchschnittsverbrauch von 7,47 Liter auf 100 Kilometer).
Abschliessend an dieser Stelle noch ein dickes Dankeschön an Andreas Päsch von Balocco Motors in Hamburg. Dank seiner guten Pflege und Wartung verlief auch diese Reise ohne technische Schwierigkeiten.
Auf DrivenToWrite gibt es einen Artikel über diese Reise (in englisch): Sud by ‘Sud
Nachtrag
Das Gefühl „hier will ich sein“ der früheren Jahre wollte sich auf dieser Reise durch Italien nicht wirklich einstellen. Wir empfanden das Land als laut und dreckig. Vor allem der überall in der Landschaft liegende Müll schien uns bei unseren früheren Reisen nicht aufgefallen zu sein. (Da speziell im Süden des Landes die Müllentsorgung oft in der Hand der örtlichen Mafia war, hat man mit dem erfolgreichen Kampf gegen die Mafia auch erfolgreich die Müllentsorgung erlegt.)
Vermutlich ist es unserem heutigen Alter geschuldet und wir hatten in jüngeren Jahren einen anderen Blick auf die Dinge.
Wenn sich in Deutschland die Kampfradler über den schlechten Zustand der Radwege mokieren, sei gesagt, daß die miserabelsten Radwege in Deutschland in Italien als gut gepflegte Strasse durchgehen würde.
Je weiter man in Richtung Süden kommt ist der Zustand der Straßen abseits der mautpflichtigen Autostrada - und auch da ist oft Investitionsstau im Fahrwerk spürbar - meist eine Mischung aus miserabel und katastrophal. Es ist eine Aneinanderreihung von Schlaglöcher in unterschiedlicher Größe und variabler Tiefe. Dazu ändert sich gefühlt alle 500 Meter der Strassenbelag in verschiedenen Ausführungen, von nachlässig bis schlampig.
Falls hier also irgendwelche Leute vom Verkehrsministerium mitlesen sollten, hier ein Tip vom Kücken: Eigentlich reicht es am Grenzübergang zu Italien ein Schild aufzustellen „Achtung Schlaglöcher“ mit einem weißen Zusatzschild darunter „sempre“. Alle übrigen entsprechenden Schilder innerhalb des Landes können abgebaut und eingeschmolzen werden. Italien könnte damit vermutlich zum größten Stahlexporteur der Welt und sehr reich werden.
Auf den Autobahnen ist 110 das neue 130, oft ist das Maximum 90. In Baustellen herrscht 40. Auf zweispurigen Strassen (Strada Stradale etc) ist ebenfalls 90 das Maximum, meist jedoch 70 - wenn nicht weniger, ohne sichtbaren Grund. Strassen mit niedrigerem Rang haben selten mehr als 60, hier ist oft 50 das neue 60. Ab der Gemarkungsgrenze zu einer Ortschaft, also weit ausserhalb der Bebauung ist in der Regel 50, auch wenn die Strasse zweispurig sein sollte. Meist ist aber 40 das neue 50. Ab Bebauungsgrenze ist 30, Speedbumps alle 100 Meter sind keine Seltenheit.
Dabei sind alle diese Limits ein Witz bei den Zuständen der Strassen.
Will man nicht daß einem die Plomben aus den Zähne fallen, bleibt man gerne unterhalb der vorgeschriebenen Geschwindigkeiten. Die Maßeinheit hier ist nicht „Jahre pro Stoßdämpfersatz“ sondern eher „Stoßdämpfersatz pro Jahr“.
Auch hier könnte sich Italien den Großteil der Verkehrsschilder sparen und zu Geld machen, denn das natürliche Limit ist in der Regel weit unter dem von den Automobilhersteller verbauten Fahrwerk.
Lektion nach mehreren Hotelbuchungen in diesem Internetz:
Die meisten Buchungsplattformen kann man vergessen. Die eingegebenen Filter bei der Suche über deren Webseite funktionieren oft nicht und es wird einfach random irgend etwas angezeigt.
Obwohl wir immer Hotels MIT Parkplatz gesucht haben, waren einige nicht mit einem hoteleigenen Parkplatz ausgestattet.
Das Verständnis der Praktikantinnen hinterm Empfangstresen dieser Unterkünfte für den Begriff eines „Parkplatz“ bestand darin, daß man doch das Auto irgendwo in der Stadt am Strassenrand abstellen könne. Das kann man mit heutigen Stadt-Panzer und Vollkasko machen, aber nicht mit einem 45 Jahre alten Fahrzeug, dessen Ersatzteilversorgung mit dem Wort "Alptraum" freundlich umschrieben ist.
Bewertungen kann man getrost vergessen. Negative Aussagen werden vermutlich wegen „Hatespeech“ gelöscht, positive werden von Freunde oder professionellen Agenturen verfasst.
…und Bilder sind oft nicht aussagekräftig: The Camera Always Lies. Ich weiß von was ich rede, ich war Jahrzehnte in der Werbebranche unterwegs.