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Alfasud Sprint (Tipo 902A) Serie 1
Die Geschichte des Alfasud Sprint lässt sich auf einschlägigen Seiten in diesem Internetz nachschlagen.
Das Fahrzeug in unserem heutigen Besitz wurde irgendwann im Herbst 1978 produziert und zum ersten mal im Dezember des selben Jahres in Ravenna registriert. (Da die Zulassungen von Automobile in Italien zu dieser Zeit anders gehandhabt wurden, als wie wir es heute kennen, kann diese erste Registrierung auch nur die Ausstellung der amtlichen Fahrzeugpapiere bedeuten.)
Im März 1979 wurde der Sprint auf seinen ersten Besitzer in Faenza zugelassen. Dies war vermutlich ein Händler, da der Sprint bereits im Juni 1979 an eine weitere Person in Faenza verkauft und zugelassen wurde.
Dann verliert sich seine Spur, bis das Fahrzeug im Laufe der Zeit in den Händen des letzten italienischen Besitzers in Potenza landet.
Dieser bietet das Fahrzeug zu Beginn des Jahres 2004 auf Ebay Italia zum Verkauf an.
Martin Kruse aus Pinneberg, auf der Suche nach einem Sprint der ersten Serie, entdeckt diese Anzeige.
Sein Kauferlebnis beschrieb er in einem Alfa-Forum mit folgenden Worten: „[Nach Ankunft am Flughafen in Neapel…] …um 22 Uhr, es war noch immer warm, traf ich den Verkäufer auf dem Parkplatz und begutachtete mittels Taschenlampe meine `rote Mauritius´.“
Der Wagen entsprach nicht annähernd den vollmundigen Beschreibungen des Verkäufers. Der Sprint war bereits nachlackiert, schrottreif bereift und ganz allgemein verbraucht und runter geritten. Immerhin die originalen Cromodoras waren dran, sogar 5-fach vorhanden.
Um den weiten Weg nicht umsonst gemacht zu haben, wurden also "Euros übergeben, Schilder dran montiert und ab ging es auf die Autostrada in Richtung Hamburg. 2000 Straßenkilometer standen mir bevor. Die schlechten Reifen machten kein gutes Gefühl - ich kann dir sagen, eines der letzten Abenteuer in unserer Zivilisation…"
Nach einem (nur Einem!) Reifenschaden bei Kassel (behoben mit Bordmitteln und dem blanken Reserverad von 1978) erreichte er die Heimat.
Nach dieser abenteuerlichen Überführung wurde der Wagen zerlegt.
Die Rohkarosserie wurde neu lackiert und die Technik wurde umfangreich revidiert. Bis auf das Getriebe wurde alles erneuert was man damals noch neu kaufen konnte.
Als einzige Änderung gegenüber dem Originalzustand bei Auslieferung wurde der Auspuff durch ein zeitgenössisches Zubehörteil ersetzt und an der Hinterachse wurden die, nur für Skandinavien serienmäßig montierten, Bremsscheiben-Blechabdeckungen nachgerüstet, die das Verrosten der inneren Seite der hinteren Bremsscheibe verhindern.
Die Sitze wurden neu gepolstert und das Kunstleder ersetz.
Im Sommer 2006 war die Restaurierung beendet und das Fahrzeug erhielt eine deutsche Zulassung.
Im April 2009 wurde der Sprint an einen neuen Besitzer in Flensburg verkauft. Dieser bewegte das Fahrzeug nur bei schönem Wetter. Als er aus beruflichen und familiären Gründe in die Nähe von Rendsburg zog, fehlte eine geeignete Unterbringung für den Sprint und er annoncierte das Fahrzeug.
Anfang 2014 beschlossen wir uns ein weiteres Fahrzeug neben unserem Spider anzuschaffen. Auf der Suche nach einer 1750 Berlina stolperte ich im März über die Anzeige für den Sprint.
Da ursprünglich für den Süden Italiens vorgesehen, war das Fahrzeug mit dem kleinsten damals im Sprint angebotenen Motor mit 1277 ccm und 65 PS versehen. (Dieser Motor wurde ausserhalb des Heimatlandes für den Sprint kaum angeboten, in Deutschland gar nicht.) Die Sitze waren mit einem damals modischen braunen Karostoff und Kunstleder bezogen, das Armaturenbrett und sonstige Innenverkleidung kam farblich passend in braunem Plastik.
Als einziges Extra war, offensichtlich in den frühen Jahren, ein Radio verbaut - das sich als funktionslos herausstellte. Auch die Lautsprecher in den Türen stammten vermutlich aus der Frühzeit, die Papiermembranen waren nur noch rudimentär vorhanden.
Der Tachostand war Anfang 30 Tausend km. Auf Grund des von Martin Kruse beim Kauf festgestellten Zustand des Fahrzeugs dürften es eher 230 Tausend sein.
Da ich mir nicht zutraute den technischen Zustand wie auch das Fahrverhalten richtig einschätzen zu können, bat ich Andreas Päsch von Balocco-Motors (der, seit wir nach Lüneburg gezogen waren, unseren Spider pflegte) das Fahrzeug zu begutachten. Er untersuchte das Fahrzeug und machte eine Probefahrt mit positiven Ergebnis.
Nachdem der Kauf besiegelt war, fuhr Herr Päsch den Sprint in seine Werkstatt nach Hamburg für eine technische Durchsicht und Revision. Neben der Kontrolle aller Flüssigkeiten wurde ein Ölwechsel gemacht, Tachowelle, Türkontaktschalter und der Zahnriemen mit Spannrollen erneuert. Des weiteren wurde ein Batteriehauptschalter als Diebstahlsicherung eingebaut.
Der Tageskilometerzähler stellte sich als defekt heraus, weshalb ich im Juli 2014 eine (funktionierende) Instrumenteneinheit erwarb und die Innereien des Tachos tauschte. Damit änderte sich der Tachostand von 45.255 auf 15.508 km.
Der Sprint war ursprünglich als Ganzjahresfahrzeug gedacht und sollte auch in der kalten Jahreszeit gefahren werden. Und um gegen Rostschäden gewappnet zu sein, liessen wir von Lokari in den vorderen Radhäusser Innenkotflügel nachrüsten.
Im Dezember 2014 wurde eine Motorrevision gemacht und die Pleuellager, Hauptlager, Ventilschaftdichtungen und Kurbelwelle getauscht oder aufgearbeitet.
Im Frühjahr 2015 baute ich das alte, nicht funktionierende, Radio aus und ersetzte dieses durch eine selbst gefertigte Abdeckung des Radioschacht, die dem Teil ähnelte das bei Auslieferung ohne Radio verbaut war.
Zwischen 2015 und 2017 bekam der Sprint weitere Neuteile. Erneuert wurden Bremsscheiben und Bremszangen der Vorderachse, Zündkabel, Kühlerventilator, Tachowelle, Bremssattel und Bremsscheiben und Radlager an der Hinterachse. Auch wurden einige Dichtgummi in den Türen wie auch an den Fenster erneuert.
2017 war eine kleine Rostkur nötig, bei der die Schweller und Wagenheberaufnahmen links und rechts repariert wurden. Ausserdem wurde das Bodenblech vorne links instand gesetzt und versiegelt. Ebenfalls wurden die Abläufe für das Regenwasser unterhalb der Heckklappe gereinigt und wieder funktionstüchtig gemacht.
Durch den Vorbesitzer wurden die ursprünglichen 5 Zoll-Felgen von Cromodora durch Felgen von Ronal in der Breite 5 1/2 Zoll ersetzt. Da ich zum ursprünglichen Aussehen, wie auf den Verkaufsprospekte abgebildet, zurückzukehren hätten entweder die original Cromodora montiert werden müssen. Aber ich wollte die aktuelle Reifenbreite (185) beibehalten, mit den Cromodora waren nur Reifen der Breite 175 möglich.
So machte ich mich auf die Suche nach Felgen die dem zeitgenössischen Auslieferungszustand des Sprint entsprachen. Im Juli 2018 erwarb ich vier Leichtmetallfelgen von Campanatura in der Grösse 5 1/2, die ich bei einem Fachbetrieb überarbeiten liess.
Zu dieser Zeit bekamen wir eine Anfrage, ob wir unseren Sprint für ein 3D-Scanning zur Verfügung stellen würden. Das Ergebnis wurde ein Modellauto im Maßstab 1/18 der Firma OttoMobile. Leider haben wir nie ein Dankeschön in Form eines Exemplar erhalten - und auch immer vergessen eines auf eigene Kosten zu bestellen, jetzt ist es ausverkauft…
Die mit dem Sprint gemachten längeren Reisen sind hier zu finden.
Im Juni 2024 wurde der das Fahrzeug schweren Herzens verkauft, da er Platz für eine 2cv machen musste.
Wir danken Martin Kruse für die Rettung dieses Fahrzeugs und Andreas Päsch für die Pflege.
Auf Curbside Classics gibt es einen Artikel über die Historie unseres Sprint in englisch: Mit Klick zum Artikel
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