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Alfa Romeo Spider (Tipo 115) Serie 4
Der Spider wurde im April 1990 zugelassen.
Nach dem ersten Kundendienst wurde das Original-Lenkrad durch ein Lenkrad von Abarth mit kleinerem Durchmesser getauscht und wir liessen eine aufwändige Hohlraumversiegelung machen um gegen den Rostfrass gewappnet zu sein.
Um dem Spider einen etwas klassischeren Look zu verschaffen, wurden die serienmässigen riesigen Aussenspiegel den der Exemplaren in Chrom der Serie 1 und 2 getauscht. Über den Scheinwerfer wurden die Kunststoffabdeckungen der Serie 1 angebracht. Der etwas schmucklose Lufteinlass bekam ein silbernes Gitter, in das Zusatzscheinwerfer verbaut wurden.
Im Innenraum wurden am Armaturenbrett und Mittelkonsole Alu-Applikationen angebracht, Schaltknauf und der Griff der Handbremse wurden durch Alu-Teile ersetzt. Passend dazu wurde der Instrumentenkörper innen in silber lackiert.
Mit diesem Zwitteraussehen machte der Spider die nächsten Jahre mit uns etliche Ausflüge im bayerischen Alpenvorland, mehrere Fahrten durch sein Heimatland vom Veneto bis nach Umbrien - sowie die jährliche Reise zum Werbefilmfest in Cannes.
Da wir auf Fahrten in die wärmeren Regionen Europas feststellen mussten, dass der Spider auch grosse Hitze nicht leiden konnte, wurden zum thermischen Wohlbefinden unserer italienischen Diva Entlüftungsschlitze in der Motorhaube eingelassen.
Der Spider war bis 1997, bis zur Einführung der Saisonkennzeichen, ein Ganzjahresfahrzeug und wurde zum Saisonstart 1997 auf diese neuen Kennzeichen für den Zeitraum von April bis Oktober umgemeldet.
Zum Ende des Jahres, als der Spider im Winterlager untergebracht war, wurde durch Unachtsamkeit anderer Mieter das Rückfenster unseres Fahrzeugs beschädigt. Bei dieser Gelegenheit wurde das ursprünglich schwarze Verdeck durch ein sandfarbenes zu ersetzen, da dies besser zur Innenausstattung passte.
Im Laufe der nächsten Jahre wurden die Stossdämpfer gewechselt, die Kardanwelle und die dazu gehörenden Lager wurden ebenfalls erneuert. An der Vorderachse wurden ebenfalls einige Lager durch Neuteile ersetzt.
Hin und wieder gab es Startschwierig bei warmen Motor, da eine der Benzinpumpen den Dienst verweigerte. Mehrmals wurde eine der beiden Benzinpumpen getauscht um das Problem in den Griff zu bekommen.
Im Juni 2002 wurde der Spider auf der Zufahrt zu einem Parkplatz vom Fahrer des vor uns wartenden Fahrzeug übersehen als dieser zurücksetzen wollte.
Es war nur ein Blechschaden am Kotflügel und Motorhaube. Unsere Werkstatt in München (OKP heute Formula GT) behob den Schaden.
Nach fast 15 Jahren und 125.000 Kilometer machte sich das Getriebe bemerkbar. Zur Sommersaison 2004 wurde das Getriebe ausgebaut und einer Überholung unterzogen.
2005 wurden die vorderen Bremsen durch die Bremsanlage von TVR (Vierkolben-Bremszange und innenbelüftete Scheiben, baugleich mit der des Lancia Integrale) ersetzt. Bei dieser Aktion wurden auch die Bremsen an der Hinterachse ausgebaut, zerlegt und überholt.
2007 wurden die Motorlager erneuert und alle Buchsen des Fahrwerks wurden durch Neuteile ersetzt.
2009 bekam die Zündanlage etliche Neuteile und da irgendein Verbraucher die Batterie leer zog wurde ein Batteriehauptschalter installiert.
2008 wurde der Mittelschalldämpfer erneuert und bei dieser Gelegenheit der serienmässigen Katalysator der Klasse Euro1 durch einen Metall-Katalysator in der Klasse Euro2 ersetzt.
Der dickste Brocken kam 2010: Motorschaden. Der Motorblock ist das teure an der Serie 4. Der S4 unterscheiden sich völlig zu denen der Serie 1-3, und denen die in der Giulia/Bertone/Berlina verbaut sind. Der Unterschied sind die Anschlüsse für die Servopumpe der Lenkung. Während ein Motorblock für einen normalen 2-Liter-Nordmotor an jeder Hausecke für einen Apfel und ein Ei zu bekommen waren, war ein Motorblock der Serie 4 zu dieser Zeit bereits ein rares Gut und wurde teuer gehandelt. Zu unserem Glück hatte unsere Werkstatt noch einen nagelneuen Motorblock eines S4 im Regal liegen und wir gaben den Auftrag ein neues Herz für den Spider aufzubauen.
Nach dem Ausbau des Motors wurde bei dieser Gelegenheit auch noch die Kupplung erneuert und das serienmässige Schwungrad durch ein leichteres aus dem Rennsport ersetzt.
Der Zylinderkopf wurde durch eine überarbeitete Version mit anderen Nockenwellen getauscht den die Werkstatt in ihrem Bestand hatte und die Motorsteuerung auf die neuen Gegebenheiten angepasst.
Durch diese Massnahmen änderte sich wenig an der reinen PS-Leistung, aber das, für Motoren der Serie 4 typische, Drehmomentloch bei ca. 3500 U/Min war so gut wie verschwunden.
"10 Mille? Echt? Das sieht aus wie vorher."
Im Herbst 2011 planten wir unseren Umzug nach Lüneburg. Da der Spider über den Winter von der Straße musste, beschlossen wir ihn über den Winter einer umfassenden Rostkur unterziehen zu lassen.
Auch wenn der Spider am Anfang seines Lebens von uns mit einem umfangreichen Rostschutz ausgestattet wurde, war nach 21 Jahren das Auffinden von Roststellen ein ziemlich einfaches Unterfangen.
Da der Umfang der Arbeiten am Ende eine komplette Lackierung zur folge haben würde, beschlossen wir für die Neulackierung einen grauen Farbton zu wählen - ein Farbton der in früheren Serien des Spider ab Werk lieferbar war und der in den folgenden Jahren auch bei anderen Marken in Mode kommen sollte.
Es wurde eine aufwändige Metamorphose, nicht nur ein einfaches lackieren der sichtbaren Teile. Es wurde auch lackiert was nicht sichtbar war, der Unterboden, der komplette Kofferraum, die Innenseite der Kofferraumhaube, die Türen innen, der gesamte Türeinstieg inclusive der (zerlegten) Scharniere und die Innenseite der Motorhaube.
Nur der Motorraum blieb im ursprünglichen schwarz - eine Reminiszenz an frühere Renn-Fahrzeuge, bei denen ebenfalls der Motorraum meist in schwarz lackiert war.
Da die Originalfelgen, die im Laufe der Jahre auch etwas gelitten aussahen, aufwändig hätten überarbeitet werden müssen um zum neuen Gesamtbild passend zu sein, wurden statt dessen Leichtmetallfelgen im historischen GTA-Look gewählt.
Seit unserem Umzug von München nach Lüneburg wurde das Fahrzeug von Andreas Päsch / Balocco Motors in Hamburg-Sasel gewartet und bekam dort neben den üblichen Pflegemassnahmen zum Frühjahr (Ölwechsel und anderer Flüssigkeitstausch) noch einen neuen Kühler, eine neue Wasserpumpe und einige Teile des Fahrwerks wurden durch Neuteile ersetzt.
Nach über 200.000 meist offen zurück gelegten Kilometer hatten die Sitze unseres Spiders entsprechend gelitten. Durch einen glücklichen Zufall erfuhr ich von einem neu restaurierten Fahrzeug, das durch einen Unfall zum wirtschaftlichen Totalschaden wurde. Ich erwarb die Sitze, die besser als Neuzustand waren, und montierte sie in unseren Spider.
Mit 220.000 spassigen Kilometer auf dem Tacho, näherte sich der Spider langsam dem Alter von 30 Jahre und damit dem Privileg ein Kennzeichen für historische Fahrzeuge zu bekommen.
Im Frühjahr 2020 wurde erfolgreich ein Gutachten für das Oldtimerkennzeichen gemacht und wir freuten uns auf die kommenden Besuche von Treffen klassischen Autos.
Dann kam die Pandemie.
Alle Veranstaltungen für Oldtimer wurden auf nicht absehbare Zeit abgesagt. Frühere Ausflugsziele wurden geschlossen. Es gab keinen Grund mehr für Wochenendausfahrten.
Das Fahr-Zeug wurde zum Steh-Zeug.
So reifte im Laufe der Jahre 20/21 in uns der Entschluss, sich von zumindest einem der beiden alten Autos zu trennen.
Im Juni 2021 verkauften wir den Spider, schweren Herzens und mit einigen unterdrückten Tränen, an seine neuen Besitzer.
Auf CurbsideClassic ist die Geschichte des Fahrzeugs (in englisch): Mit Klick zum Artikel
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